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01.08.2019

Vincent Bergauer

In welcher Einrichtung, hast du deinen Freiwilligendienst geleistet? Erzähle uns, was du dort gemacht hast.


Seit Oktober arbeite ich in der Unterkunft für Geflüchtete „ex-Gorio“ in der Schlachthofstraße in Bozen. Zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen arbeite ich im Büro und helfe unseren Gästen in bürokratischen Angelegenheiten – Widerspruch vor Gericht, Kontakte mit Anwälten, Arztbesuche, Arbeitssuche – um nur einige Beispiele zu nennen. Weiterhin ist ein Teil meiner Arbeit mit den Gästen einfach ins Gespräch zu kommen, ihnen zuzuhören. Einmal im Monat helfe ich auch im Camper von „Jenseits der Staße“ mit und verteile am Verdiplatz Suppe, Brot und Brötchen.

 

Was denkst du über deine Erfahrung in Volontarius?


Ich habe einen sehr positiven Eindruck von meiner Arbeit und finde, dass sie notwendig und richtig ist. Die Unterstützung von hilfsbedürftigen Menschen sollte die Aufgabe eines jeden Menschen sein und deshalb ist es gut, richtig und wichtig, dass es einen Verein wie Volontarius hier auch in Bozen gibt. Ein negativer Punkt, den ich ansprechen muss, ist die große Lebensmittelverschwendung. Jeden Tag werden kiloweise Essen entsorgt, weil sie nicht benötigt oder gegessen wurden. Meiner Meinung nach steht dies in Widerspruch zu der Arbeit der Bröseljäger, die jeden Tag mit ihren Rädern durch die Stadt fahren und dort Essen vor dem Wegschmeißen retten. Dies sollte auf jeden Fall in Zukunft verbessert und überdacht werden.

 

Gibt es eine Anekdote aus deiner Zeit hier, die dir besonders in Erinnerung bleiben wird und die du gerne mit allen teilen möchtest?


Im Juni war ich im Urlaub für ein paar Tage und somit nicht auf Arbeit. Nach meiner Rückkehr kamen einige der Jungs zu mir und haben sich erkundigt, was ich denn die letzten Tage so getrieben habe und weshalb ich nicht hier war. Das war ein sehr schönes Zeichen, dass die Jungs sich an mich erinnern und sich wundern, wenn ich mal ein paar Tage nicht auf Arbeit bin.

 

Was nimmt du von deiner Erfahrung mit auf dem Weg?


Einen EFD kann ich allen jungen Menschen nur ans Herz legen. Wann bekommt man wieder die Möglichkeit in ein anderes Land zu reisen, Freiwillige aus vielen anderen
europäischen Ländern zu treffen, sozial zu arbeiten, Italien kennenzulernen und zu reisen oder einfach raus von zuhause zu kommen? Die EU-Kommission macht durch
die Förderung sehr viel möglich. Viele Erfahrungen, die ich auch für mein späteres Leben und mein Studium der Sozialen Arbeit benötigen kann, habe ich hier gesammelt. Das Jahr war eine sehr gute Vorbereitung für das Studium, aber auch ein tolles Jahr, um abzuschalten und Schule und Studium einfach hinter sich zu lassen.

 

Wähle ein repräsentatives Foto deines Freiwilligenjahres und beschreibe es uns kurz.


Auf dem Bild ist der Schlern zu sehen. Die Berge hier in Südtirol sind eine der schönsten Dinge hier. Jeden Tag könnte man wandern gehen und hätte am Ende des Jahres immer noch nicht alles gesehen. Die Vielfalt der Natur aber auch die Ruhe, die man hier an vielen Stellen finden kann, ist für mich sehr faszinierend gewesen und wird mir auch noch sehr lang in Erinnerung bleiben.

Als wir uns zu Beginn deines Dienstes gesehen haben, hattest du mir erzählt, dass du hier bist, um etwas von dem zurückzugeben, dass dir bis jetzt im Lebengeschenkt wurde. Ist es dir gelungen, dieses Ziel zu erreichen? Erzähle es uns.
Heute, nach einem Jahr, kannst du sagen: „Ja, es war eine gute Idee das EFD zu machen“?


Ich habe während des Jahres gemerkt, dass es mir eigentlich noch besser geht, als ich vorher gedacht habe. Andere Menschen sorgen sich um ihr Leben und verglichen damit sind all meine Probleme viel kleiner und unbedeutender. Und ja, ich würde sagen, dass es mir gelungen ist, etwas zurückzugeben. Die tägliche Arbeit mit den Jungs bekräftigt mich immer wieder, dass es eine gute Idee war, hier her zu kommen. Wenn ich freundlich begrüßt werde oder man zusammen eine Lösung für ein Problem findet, hat es sich ausgezahlt und der Sinn des EFD ist erfüllt.

 

Welchen Rat gibst du denjenigen, die eine ähnliche Erfahrung wie du machen möchten? Gib einen Ratschlag oder lüfte uns ein Geheimnis.


Einfach machen und probieren. Mehr als schiefgehen kann es ja nicht. Und wenn es einem nicht gefällt, kann man immer noch nach anderen Projekten oder Arbeitsstellen suchen. Aber immer gilt, dass man es einfach mal probieren muss, bevor man entscheidet, ob es das Richtige für einen ist oder nicht.